Erfolgreicher Tag der Demografiefolgenforschung in Wernigerode
Von der Atemluftanalyse über den Elektrofahrrad-Urlaub bis zur elektronischen Gesundheitskarte
Bereits zum zweiten Mal beteiligte sich die Hochschule Harz in diesem Jahr mit einem „Tag der Demografiefolgenforschung“ an der „Woche der Demografie“ des Landes Sachsen-Anhalt. Im Rahmen einer ganztägigen offenen Vorlesungsreihe nahmen am 15. August zahlreiche Professorinnen und Professoren die Gelegenheit wahr, ihre aktuellen Projekte mit Bezug zum demografischen Wandel vor zahlreichen Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu präsentieren.
Die von Christian Reinboth moderierte Veranstaltung wurde durch Prof. Dr. Georg Westermann, den Prorektor für Forschung und Wissenstransfer, mit einer Vorstellung des fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkts Demografiefolgen eröffnet: „Der richtige Umgang mit den Folgen des demografischen Wandels ist einer von zwei Forschungsschwerpunkten unserer Hochschule, zu denen an beiden Standorten und in allen drei Fachbereichen - Wirtschaftswissenschaften, Automatisierung und Informatik sowie Verwaltungswissenschaften - intensiv geforscht wird.“ Das inhaltliche Spektrum reicht Westermann zufolge dabei von der Bekämpfung des Fachkräftemangels in kleinen und mittelständischen Unternehmen der Region über die Konzeption barrierearmer touristischer Angebote für ältere Urlauberinnen und Urlauber bis hin zur Entwicklung von Softwareanwendungen für Pflegekräfte. „Diese große Vielfalt der Forschungsthemen wollen wir mit der heutigen Veranstaltung nach außen tragen“, so der Professor für Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensberatung.
Bevor erste Forschungsprojekte vorgestellt wurden, erläuterte Prof. Dr. Ulrich Fischer-Hirchert, welchen Stellenwert Themen mit demografischem Bezug inzwischen auch in der Lehre einnehmen. Gemeinsam mit Prof. Dr. Hermann Strack bietet er mit „Ambient Assisted Living“ seit kurzem ein neues Wahlpflichtfach am Fachbereich Automatisierung und Informatik an, in dessen Rahmen Studierende sich mit aktuellen Entwicklungen in Telemedizin und intelligenter Haussensorik auseinandersetzen. Während Corinna Langhans von der Stabsstelle Forschung im Anschluss die Herausforderungen des demografischen Wandels aus Sicht des klinischen Qualitätsmanagements unter die Lupe nahm, stellten Dr. Matthias Haupt und Thomas Karolczak neuartige Formen der Mensch-Technik-Interaktion vor – darunter einen fernsteuerbaren Kamera-Roboter der Senioren-Technik-Beratungsstelle in Wanzleben-Börde, mit dem sich aus der Ferne feststellen lässt, ob eine pflegebedürftige Person gestürzt ist. In zwei weitere Vorträgen stellten Sabrina Hoppstock, Peter Kußmann und Jens-Uwe Just anschließend das BMBF-geförderte Forschungsprojekt „fast care“ vor, in dessen Rahmen sich vier Unternehmen und vier Hochschulen der Entwicklung eines echtzeitfähigen Sensordaten-Frameworks für intelligente Assistenzsysteme widmen.
Nach einer kurzen Mittagspause erläuterte Prof. Dr. Axel Dreyer vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften die Vorzüge von Elektrofahrrädern für körperlich beeinträchtigte Urlauberinnen und Urlauber und zeigte das wirtschaftliche Potential der „pedelecs“ für den barrierearmen Tourismus auf. Der Fachbereich Verwaltungswissenschaften wurde von Prof. Dr. Birgit Apfelbaum und Prof. Dr. Christoph Goos vertreten, die erste Erkenntnisse aus einer derzeit laufenden Untersuchung zur Rolle des Ehrenamtes im integrierten Flüchtlingsmanagement präsentierten. Auf eine Einführung in wichtige Aspekte des Datenschutzes und der Datensicherheit in eHealth-Systemen durch Prof. Dr. Hermann Strack folgte mit einer kurzen Vorstellung aktueller Fördermöglichkeiten für Forschungsprojekte zum demografischen Wandel durch Ellen Burgdorf der letzte Vortrag des Tages. Verbunden mit einem Dank an Veranstaltungsorganisatorin Theresa Vitera zieht Prof. Westermann ein positives Fazit: „Das Interesse an unseren Forschungsprojekten zeigt, dass wir an der Hochschule Harz keine ‚Forschung für die Schublade‘ betreiben, sondern mit praxisnahen Projekten immerhin einen kleinen Beitrag zur Bewältigung der auch in unserer Region bereits spürbaren Folgen des demografischen Wandels leisten können.“